Kanu beladen / Kanu trimmen
Während dem Kanuwandern darf man sich selbst, etwaige Mitpaddler und die Ausrüstung im Kanu verstauen. Dieser Artikel erklärt was berücksichtigt werden sollte wenn man sein Gepäck im Kanadier unterbringt.
Nachdem alle Ausrüstungsgegenstände und Paddler im Boot sitzen, sollte das Boot „gerade“ zur Wasserlinie im Wasser liegen. Wenn man ein Kanu belädt und dabei seine Lage im Wasser betrachtet spricht man von Trimmung oder Trimm. Ist die Trimmung bei einen Kanu richtig, also ausbalanciert so hat dies folgende Vorteile:
- Die Laufeigenschafen des Kanadier oder Kajaks verbessern sich. Dies bedeutet dass das Boot am besten im Wasser gleitet, und somit am wenigsten Kraft für das Vorankommen aufgewendet werden muss.
- Ist das Kanu richtig getrimmt, liegt es auch am stabilsten im Wasser. Dies bedeutet das es weniger schnell kippt. Sei es nun auf dem offenen ruhigen Wasser oder in einer wilden Stromschnelle. Über ein kippstabile gut austariertes Boot freut sich jeder Paddler, denn sie verringern die Gefahr des Kenterns.
Bild: Nur ein Teil der KanutourAusrüstung
Wird ein Kanu beladen sollte man auf folgende Dinge achten:
1. Schwere Ausrüstungsgegenstände unten, leichte oben
Die schwersten Teile der Ausrüstung sollten unbedingt so nahe wie möglich am Bootsboden verstaut werden. Damit wird der Schwerpunkt tief. Die leichteren Gepäckstücke sollte man zu oberst im Kanu verstauten.
2. Schwere Sachen in die Mitte, leichte in Bug und Heck
Die schwersten Kanusäcke und Tonnen sollten möglichst in die Mitte vom Kanu platziert werden. Leichtere Gegenstände sollte man eher im Bug und im Heck vom Kanu unterbringen.
3. Kanu liegt gerade im Wasser. Richtig getrimmt
Wenn alle Ausrüstungsgegenstände wie auch beide Paddler im Kanu sitzen sollte das Boot gerade im Wasser liegen. Das ist gar nicht so einfach wie es sich anhört, den es müssen ja beide Kanuten im Boot sein. Und ein unterschiedliches Gewicht von Bug- und Heckpaddler muss man schon beim Beladen des Kanadiers berücksichtigen. Hier hilft es wenn noch weitere Paddler dabei sind und ein Feedback zur Bootslage im Wasser geben können. Die Wasserlinie am Kanu sollte parallel zum Süllrand verlaufen dann ist das Boot richtig getrimmt bzw. ausbalanciert. Selbstverständlich sollte das Kanu auch nicht links- oder rechtslastig sein. Auch hier muss man beim Vollpacken des Kanus auf die ausgeglichene Gewichtsverteilung der linken wie rechten Seite achten (in Fahrtrichtung).
Bild: Richtig getrimmtes Kanu |
Bild: Gepäckverteilung Kanu |
Bild: Falsch getrimmt / Buglastig |
Bild: Falsch getrimmt / Hecklastig |
Es sollte zudem drauf geachtet werden das die Ausrüstung im Boot nicht verrutschten kann bzw. mit einem Seil gesichert ist, hierzu später mehr. Ebenso ist es wünschenswert wenn alle Ausrüstungsgegenstände so im Kanu verteilt sind das keines über den Süllrand des Kanus herausschaut. Jedes Gepäckstück welches darüber herausschaut erhöht die Windanfälligkeit des Kanus. Aber dieser Wunsch ist gerade bei mehrtägigen bzw. längeren Kanutouren, wenn man viel Gepäck und Proviant dabei hat, oft nicht mehr umsetzbar.
Bild: Beladenes und getrimmtes Kanu |
Bild: Beladenes und getrimmtes Kanu |
Alleine paddeln / Solocanadier
Für Personen welche alleine im Canadier die Natur erkunden wollen gibt es spezielle Solocanadier (Typ C1. Siehe Artikel: Canadier oder Kajak zum Kanuwandern). Diese Kanadier sind dafür ausgelegt um sie alleine zu Paddeln. Die vorgesehene Sitzfläche befindet sich bei diesen Kanus viel weiter in der Mitte. Dies ist unter anderem nötig, da das ausgleichende Gewicht des Heckpaddel Partners für die Balace fehlt. Allerdings besitzen nicht alle Kanuverleiher diese speziellen Solo Canadier. Das ist nicht weiter schlimm, denn man kann auch ein Doppelcanadier (C2) gut alleine paddeln. Man nur beim Beladen des Kanus darauf achten das schwerere Gepäck weiter vorne im Heck unterzubringen. Dann liegt man nach dem Zusteigen wieder gerade im Wasser und die Trimmung stimmt. Idealerweise hat man ein Sitzbrett in der Mitte zum Paddeln.
Oft kann man beim Solo paddeln im C2 auch einen kleine Trick anwenden. Wenn es die Boots Symmetrie und die Sitzflächen im Kanu zulassen, kann man das Kanu einfach verkehrt herum paddeln. Man setzt sich dann auf das Sitzbrett des Bug Paddlers mit Blick Richtung Heck. Anschließend paddelt man wie gewohnt nach vorne. Die Sitzfläche im Kanu für den Bug liegt näher an der Boots Mitte, daher ist das Kanu bei dieser Vorgehensweise ausbalancierter.
Bild: So nicht. Trimmung komplett mißlungen
Auf dem Bild oben sehen wir ein katastrophal getrimmtes Kanu. Wenn man sich ins Heck vom einem Kanu setzt und kein Gewicht zum ausbalancieren in den Bug legt, sieht dies so aus. Wenn nun ein kleiner Windstoß von der Seite kommt, macht man ein 180 Grad Drehung.
Bei diesem Bild handelt es sich um eine historische Aufnahme von einem Indianer welcher nicht sehr alt geworden ist. Sein Name war „Der-der-nie-mit-Kanu-angekommen-ist“. Neben unzulänglichen Paddel- Qualitäten, kann man auf diesem Kanubild noch weitere Fehler erkennen. Beispielsweise das unsinnig Verhalten ohne Angel auf eine Kanutour zu begeben.
Knieende Sitzposition im Canadier sorgt für Stabilität
Wenn wir über das Thema „Kanu beladen“ sprechen, so hat dies teilweise auch mit der richtigen Paddeltechnik zu tun. In diesem Fall meinen wir das „kniende paddeln“. Die oben genannten Hinweise dienen ja wie gesagt um dem Kanu eine möglichst stabile Lage zu ermöglichen. Die Paddler im Kanadier haben hier mit ihrem Gewicht einen nicht unerheblichen auf die Balance des Kanus. Dies bedeutet wenn die Kanuten sich zum Paddeln ins Kanu knien wir der gesamte Schwerpunkt des Kanus nach unten versetzt, was sehr gut für die Stabilität ist. Natürlich ist es so das nicht alle Kanu und Outdoor Liebhaber diese kniende Paddelhaltung als angenehm empfinden. Es spricht auch nichts dagegen in ruhigen Gewässern gemütlich sitzend zu paddeln. Sollte man allerdings in paddel-technisch schwierige Abschnitte kommen (z.B. Wildwasser oder heftig auftretende Windverhältnisse), so sollte man , wenn möglich, eine kniende Paddelposition einnehmen um dem Kanu die bestmögliche Trimmung zukommen zu lassen.
„Das Kanu richtig beladen“ hat ebenfalls mit Sicherheit und praktisches Denken zu tun. Es gibt immer wieder Dingen während der Kanutour auf welche man einen schnellen Zugrifft benötigt. Oder man sollte sie im Ernstfall am Mann haben. Siehe hierzu auch den Artikel: Sicherheit bei Kanutouren. Ein aufgeladenes Handy, wasserdicht verpackt am Körper zu tragen gehört hier beispielsweise dazu. Ebenso ein Messer oder einen Wurfsack und wasserdicht verpackte Streichhölzer. In dem erwähnten Artikel gehen wir etwas genauer darauf ein. Ebenso sollte man alle Ausrüstungsgegenstände welche nicht nass werden sollten in Kanusäcken oder Kanutonnen verstauen. Das ist einfach praktisch: Bei einer Kenterungs sowieso, aber auch wenn es regnet.
Bild: Kanutonne für Schnellzugriff
Aus praktischen Gründen ist es super eine kleine oder mittelgroße Kanutonne griffbereit zu haben. In dieser verstaut man Dinge auf welcher man während des Paddeln einen schnellen Zugriff benötigt. Dies sind beispielsweise Essensrationen für den Tag, Regenjacke und Regenhose oder die Fotokamera. Es bringt einen nicht um wenn wenn man dieses Zeugs nicht sofort zur Hand hat. Aber sie machen das Outdoor Leben durchaus angenehmer. Ausrüstungsgegenstände welche man während der Paddeltour gebrauchen könnte gehören in die Tonne mit dem Schnellzugriff. Diese kleine Tonne sichern wir am Kanu mit einem Karabiner. Dieser lässt sich bei Bedarf schnell öffnen und schließen.
Ausrüstung im Kanu festmachen
Darüber ob man die Ausrüstung im Kanu festbinden bzw. sichern sollte gibt es unterschiedliche Meinungen bei den Paddlern.
Eines ist sicher. Wenn ein Kanu kentert so ist es für alle anschließenden Manöver oder Situationen, im Wasser geschickter, wenn kein Ausrüstungsgegenstand am Kanu angebunden ist. Beispielsweise bei der Selbstrettung (Siehe auch: Sicherheit bei Kanutouren). Sollte man eine große offen Wasserfläche überqueren so empfehlen wir keine Gegenstände am Kanu festzubinden. Denn sollte man auf einer freien Wasserfläche kentern so ist es das wichtigste das Kanu schnell wieder in die richtige Position zu bringen und alle beteiligten Kanufahren ins Boot.
Ist man auf Flüssen oder nahe am Seeufer unterwegs ein so empfehlen wir die verschiedenen Kanusäcke und Tonnen am Kanadier festzubinden. Denn dies verhindert den Verlust von diesen Gegenständen wenn das Kanu kentern sollte. Der Verlust stellt sich meistens dadurch ein das die Taschen abgetrieben werden und nicht mehr gefunden werden können, oder eben untergehen.
Häufig verhält es sich beim Kentern in Stromschnellen folgendermaßen: Das Kanu kippt oder läuft voll so das die Paddler das Boot verlassen müssen. Nun steht man irgendwo im Fluss (oder hängt am Boot) und versucht das Kanu wieder in eine angenehmere Position zu bringen. Dies schaff man meist auch irgendwie. Sollte man allerdings gleichzeitig damit beschäftigt sein die ganzen ungesicherten Ausrüstungsgegenstände festzuhalten klappt gar nichts mehr. Daher ist es besser das gesamte Boot an das Ufer zu bringen, es dort wieder auszurichten bzw. herumdrehen und anschließend alles in Ordnung zu bringen.
Sollte man nach einer Kenterung alleine nur mit Boot und ohne Ausrüstung dastehen ist da nicht gerade förderlich für die Lebenserwartung. Der Frust die teilweise oft sehr teurer Outdoor- Ausrüstung den Fluss hinunter schwimmen zu sehen steigert ebenfalls nicht die Laune. Daher sichern wir immer unsere Ausrüstungsgegenstände. Dabei verwenden wir entweder ein Seil zusammen mit einem Karabiner, oder ein Spanngurt mit Klemmverschluss (siehe: Spanngurte - Schnallgurte - Seile - Leine - Bootsleine). Beim Beladen des Kanus führen wir dabei das Seil oder den Gurt durch die dafür vorgesehen Schlaufen oder Griffen an den Kanusäcken bzw. den Kanutonnen. Wo man das Seil am Kanu anbindet hängt vom jeweiligen Kanu Modell ab. Entweder am Sitz dem Tragejoch oder extra dafür angebrachte Ösen. Meistens findet sich ein Stelle welche stabil genug für das Seil ist. Zum Schluss sollte man noch versuchen das Seil quer über das Gepäck zu führen und kräftig Zug nach unten aufbauen. Damit werden die Gepäckstücke richtig ins Kanu hinein gedrückt.
Was man nicht unterschätzen sollte ist im übrigen der zeitliche Aufwand für das Beladen und Trimmen des Bootes. Beides sollte man ordentlich machen und zusammen mit dem Lagerabbau kann es schon mal einen Großteil des Vormittags einnehmen.
Bild: 1. Seil durch Gepäckstücke fädeln |
Bild: 2. Karabiner am Ende fest knoten |
Bild: 3. Karabiner einhängen |
Bild: Spanngurt mit Klemmverschluss |
Bild: Kanu wird beladen |
Bild: Kanu fertig beladen |
Bild: Oben die leichten Gepäckstücke |
Bild: Selbstverständlich, die Angel immer griffbereit. |
Hinweis - Tipp: Die Gepäcksicherung mit Seil und Karabiner funktioniert hervorragend. In den vergangenen Jahren sind wir aber dazu übergegangen die Ausrüstung mit Spanngurten zu sichern (siehe: Spanngurte - Schnallgurte - Seile - Leine - Bootsleine). Die Schnallgurte sind etwas praktischer und die Beladung des Kanus geht auch schneller. Etwas 5 Schnallgurte pro Kanu mit ca. 3 Meter sind ideal. Ein weiterer Vorteil der Spanngurte ist das man sie super dazu verwenden kann das Tarp auf der Kanutour abzuspannen. Die Klemmverschlüsse sind hierbei super dafür geeignet den richtige Zug auf dem Tarp einzustellen. Siehe auch: Tarp / Gewebeplane - Aufbauanleitung.
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